Blazing Paddles

Der Wanganui River ist einer der am weitesten zu befahrenden Fluesse. Australien und Neuseeland sind die Laender der Superlative, deshalb wundert Euch nicht, wenn alles das Groesse und Schoenste -allerdings immer mit irgendeinem Zusatz wie z.B. suedlich des Aequators o.ae. - ist. Auf diesem Fluss haben wir zweieinhalb Tage verbracht. Am ersten Tag mussten wir diverse Stromschnellen meistern, hatten aber Sonnenschein. Obwohl ich mich nur zoegerlich fuer die Tour entscheiden konnte, wusste ich im Vergleich zu Hinrich wenigstens, worauf ich mich einlasse. Nach den ersten Stromschnellen, war ihm naemlich gar nicht mehr so wohl in seiner Haut. Dabei war ich diejenige, die immer die Wellen abbekommen hat. Wir habe ein nettes deutsches Paerchen kennen gelernt, die wir spaeter in Wellington wiedertrafen. Nachts schlaeft man in Huetten, alle auf einer Matratze ... Am naechsten Tag hat es dann aus Eimern gegossen, aber wir mussten die Strecke zur naechsten Huette trotzdem schaffen. Hinrich hat mehr Wasser geschippt als gepaddelt. Die zweite Nacht haben wir bei Maoris verbracht. Leider haben sie keine Zeremonie abgehalten. Es war komisch bei der Familie im Wohnzimmer zu sitzen. Und noch komischer musses fuer die Maoris sein, die in einem Bushcamp wohnen und staendig Touris um sich haben. Die angekuendigte schlimme Stromschnelle des dritten Tades war eine Enttaeuschung. Durch den Regen ist der Wasserstand gestiegen und der Fluss war leichter su befahren.

It's a men's world!

Es ist nicht einfach sich als Frau gegen die staendige Maennermehrheit durchzusetzen. Insbesondere, weil Maenner zu Rudelverhalten neigen, sich zusammenrotten und sich immer schnell einig sind. Waehrend ich in der ersten Zeit mit Guenther mit den durchtrainierteren Maennern mithalten musste, um nicht als Weichei dazustehen, haben Hinrich und unsere neuste Bekanntschaft Stefan mich mit den Themen ausgebotet. Alle Frauen dieser WElt werden verstehen, wie es mir nach stundenlangen Sport-, Politik- und Oldiethemen (die beiden reden ueber Dinge, da war ich noch gar nicht geboren!!!) und reichlich Bier- und Weinkonsum ging. Wirklcih anstrengend. Stefan, den wir zufaellig bei der Bootsrampe nach dem Kanutrip getrogffen haben und der sich als Freund von Hinrichs Freund herausstellte, hat uns ganz bis nach Wellington mitgenommen. Das hat uns stuermische und regnerische Tage auf dem Rad gespart. Natuerlich habe ich die Bequemlichkeit genossen, aber zu einem hohen Preis!!! Die Nerven liegen blank ...

Nearly flat

Wenn ein Neuseelaender einen Radfuehrer schreibt, dann sollte man vorsichtig jede Tourbeschreibung beaeugen. Fuer Hamburger wie uns bedeutet "nearly flat", eine ebene Strecke mit leichten Huegeln. Fuer einen Kiwi hat das ganze eine andere Bedeutung. Huegel unter 400 Hoehenmetern werden gar nicht wahrgenommen und die Hoehenprofile der Routen sind damit nicht zu gebrauchen. Haette ich den Autor in den ersten Tagen in die Finger bekommen, haette er nicht mehr viel zu lachen gehabt... Mittlerweile denke ich einfach nur, dass das Empfinden mit der Gewohnheit zu tun hat. Wer in den Bergen lebt, fuer den sind Huegel nicht erwaehnenswert.

So jetzt haben wir erstmal ein wenig aufgeholt mit der Hilfe von Stefan, der uns am Wanganui River aufgelesen hat sind wir von dort ueber die Cook Strait nach Picton gelangt. Wie sich auf der Fahrt im Campervan herausstellte ist er ein Freund von Andre Rieckmann aus Brackel und damit sieht man wieder wie klein die Welt und insbesondere Neuseeland ist...
Uns blieben also 280km radeln erspart und vor allem Regen, Regen und Regen. In Wellington haben wir dann auch noch Corinna und Andre vom Paddeln wiedergetroffen und beide konnten es kaum glauben wie schnell wir waren. Abends ging es dann noch gemeinsam zum Essen, Billiard und Tanzen. Weiter gings am naechsten Morgen auf die Suedinsel, dort gibt es noch weniger Menschen und auch weniger Moeglichkeiten im Internet zu surfen, also dauert es mal wieder etwas bis wir uns melden. Gruesse an Alle und versorgt uns weiter mit Infos was bei Euch so abgeht. Das ist viel interessanter fuer uns als Ihr denkt und drueckt uns die Daumen das es eine Vorpremiere von Herr der Ringe in Auckland gibt (0.00Uhr am 1ten), dann koennten wir tatsaechlich den ersten Teil in Neuseeland sehen

Ja,
den Verdacht habe ich auch und bis jetzt hat sich auch nichts verbessert!!!!!

So nun wieder zum Hauptthema.
Wir sind in Invarcargill und damit schon sehr Richtung Antarktis...Ausser Pinguinen, Seeloewen, Albatrossen und Walfischen gibts hier nur noch ein paar Neuseelaender. Auf unserem Weg von Picton sind wir erstmal mit dem Rad auf dem QueenCharlotteTrack gefahren oder mehr geschoben. Das war diesmal ein 4er und so steil dass es auch bergab nicht so leicht war, allerdings hatten wir super Wetter und sind sogar eine halbe Stunde schneller als gedacht gewesen. Weiter ging es dann nach Nelson und wieder hatten wir Sonne und sind ganz schoen ins Schwitzen gekommen. Wir sind dann aber schliesslich doch durchgeregnet und zwar bei der Abfahrt nach dem Hope Saddle (ca.687m hoch) und bei einer Unterkunft angekommen die im Umbau war. Die naechste waere so 50km weiter gewesen!!!! Die Nachbarin hat uns zum Glueck reingelassen und so konnten wir erstmal trocknen und uns ausruhen.

Ist ja eigentlich langweilig, wenn Ihr auf diesen Seiten schon alles lesen koennt und sich einige sogar schon zum Fotoabend treffen ... Da brauchen wir ja gar nicht mehr wiederkommen, oder doch? Wer immer das Tagebuch hat, bitte schick uns nochmal den Kilometerstand, das sind die Zahlen in Klammern. Wir haben den Verdacht, dass wir mittlerweile schon ueber 4000km geradelt sind...

Leider muss ich gestehen, dass Neuseeland uns - besonders mich - weichgeklopft hat. Die Berge, der Regen, der Wind und der Nachtfrost haben uns dazu veranlasst einen Leihwagen zu nehmen und nicht mehr zu zelten. Darueber bin ich mehr als froh ... Bei Ankes Bruder (Anke ist eine Freundin von Hinrichs Schwestern), der weder Hinrich noch mich kannte, haben wir zwei Naechte verbracht und endlich mal nicht gefroren. Am ersten Abend kamen seine Nachbarn Wendy und Noel zu Besuch und wir haben uns gut mit ihnen unterhalten. Fuer Neuseelaender Anlass genung zwei voellig Fremde in ihr Cottage einzuladen. Die Einladung haben wir dankbar angenommen, und so kam es, dass wir sechs Naechte in Roxburgh (Naehe Alexandra) schlafen konnten. Von dort aus haben wir gemuetlich Ausfluege - mit dem Auto versteht sich - nach Dunedin, Invercargill und zum Milfordsound unternommen.
Wie so oft, wenn wir nicht nass werden (trocken im Wagen!!!) hatten wir Glueck mit dem Wetter und konnten so den Milfordsound bei herrlichster Sonne geniessen.
Auch bei unserem Radausflug (60 km mal eben in 3 Stunden) auf dem Railtrail (Schotterpiste entlang der ehemaligen Bahnlinie) truebte keine Wolke den blauen Himmel.

An alle Lesefaulen: Jetzt ist Eure letzte Chance wegzuklicken ... ansonsten werdet Ihr gleich einen sehr langen Bericht zu lesen bekommen.

Nun rueckt der Abflug immer naeher (Uebermorgen Vormittag ist es soweit) und ich bin eigentlich erleichtert. Neuseeland hat wirklich landschaftlich viel zu bieten und wahrscheinlich werden wir so schnell - wenn ueberhaupt -nicht wieder herkommen, dennoch gab es auch so viele negative Faktoren. Das Wetter ist massgeblich dafuer verantwortlich, ob ein Urlaub ein tolles oder ein nasses/durchgefrorenes Erlebnis wird. An dieser Stelle kann ich allen Laesterungen (Gottfried, hier bist Du speziell gemeint) vorbeugen und das Fehlen grauer, verregneter Bilder erklaeren. Natuerlich haben wir bei schlechtem Wetter keine Fotos gemacht und an einem sonnigen Tag dafuer gleich ueber 60 (der Milfordsound hat auch genuegend Motive geboten ...). Wer will sich auch Schlechtwetterbilder ansehen? Und wir wollten auch nicht riskieren, dass unsere Memorycard wieder den Geist aufgibt, obwohl wir gern ein paar Beweisfotos von den Regenguessen gemacht haetten. Im Grossen und Ganzen liess es sich aushalten und wir/ich wollen auch kein Mitleid erhaschen, es halt nur nicht so viel Spass gemacht. Wer das Feeling selbst mal haben moechte, der kann gern bei uns in Brackel mal im Februar campen ... (Gottfried, Du weisst ja, wo das Zelt liegt ...)

Wir befinden uns zur Zeit noch in Mittelerde und lassen uns vom Herr der Ringe Fieber anstecken. In Wellington findet am 1.12.2003 die Weltpremiere des dritten Teils statt und die ganze Stadt (immerhin 300.000 Menschen, das ist fuer Neuseeland eine Megagrossstadt) ist in Aufregung. Auf einigen Gebaeuden hocken lebensgrosse Ungeheuer und irgendwo versteckt sich auch ein riesiger Gollum, den wir leider aber nicht gesehen haben. Insgesamt 2000 Glueckliche werden den Streifen zu sehen bekommen und die Hauptdarsteller einmal hautnah erleben. Uengluecklicherweiese sitzen wir dann schon im Flieger ...
Vor zwei Tagen habe ich mir den EINEN RING gekauft. Es war im wirklichen Leben nicht so einfach die Richtige Groesse zu finden, weil sich der Ring nicht dem Finger des Traegers anpasst. Mein Ring scheint auch kaputt zu sein ... Ich bin weder unsichtbar, noch baeugt sich Hinrich meinem Willen ... jedenfalls nicht mehr als vorher. Und dabei heisst es doch: One ring to rule them all, one ring to find them, one ring to bring them all and in the darkness bind them. Naja, immerhin wertet der Ring mein schnodderiges Backpackeroutfit etwas auf. In Thailand werde ich mir erstmal ein paar neue Teile zulegen, meine Kleidung ist naemlich nicht nur dreckig, sondern faellt auch fast auseinander.

Okay,
auch ich bin im Herr der Ringe Fieber und habe ein paar Kleinigkeiten gekauft und nach Deutschland geschickt (hoffentlich kommen sie an). Die Landschaften insbesondere auf der Suedinsel sind ja auch genial, wenn auch leider oft nur per Hubschrauber oder mehrtaegigen Wanderungen zu erreichen. Wir haben das meiste per Auto erkundet und sind durch ein paar Baeche gefahren, ein paar Schotter- und Waldpisten abgefahren und natuerlich auch gewandert (zum Glueck weiss die Mietwagenfirma nichts!). Fuer eine 3-5taegige Wanderung fehlte uns leider die Zeit und Tanja hatte auch ein wenig Angst vor den Strapazen, man kann halt auch in 7Wochen nicht alles sehen. Solltet Ihr aber mal die Chance haben ganz ans Ende der Erde zu kommen rechnet mit Allem 30Grad und Frost, Sonne und Eis... und wenn Ihr dann genuegend Gepaeck schleppen koennt und fuer alles vorbereitet seid wird es bestimmt ein toller und unvergesslicher Urlaub!!!!!

Kroenender Abschluss!!!
Also in Wellington war ja die Premiere und wir wurden standesgemaess am Airport verabschiedet. Beim Einchecken hatten wir 62Kg und der freundliche Mitarbeiter wollte 450Dollar fuer unser Gepaeck berechnen!!! Auch am Ticketschalter von Qantas gab es keine Hilfe, also haben wir unsere Radboxen wieder aufgeschlitzt und ein paar Kilo ins Handgepaeck getan, noch mehr in meine Regenjacke und ein paar Klamotten weggeworfen. Wir hatten immer noch zuviel, also habe ich einer unglaeubigen alten Dame an der Auskunft unser Zelt geschenkt. Leider hat sie das erst nicht verstanden und erst mit dem Hinweis, dass ist ein Geschenk und keine Bombe konnte ich sie beruhigen. Das Zelt landete dann ungeprueft unter ihrem Schreibtisch und wir konnten los. Leider waren dann beim Einchecken alle Plaetze mit Beinfreiheit weg und es wurde ein anstrengender Flug nach Bangkok...., aber wr sind angekommen. Unser Gepaeck war allerdings ein wenig laediert und wahrscheinlich wurden unsere Raeder ein wenig geworfen, wenn wir den erwischen!

Gruesse Hini